Wer noch bis vor kurzem dachte, Mikrokredite seien ein Dritte-Welt-Phänonomen, irrt gewaltig, denn diese zur Existenzgründung gedachten Darlehen für Kreditnehmer, die sonst keine Bankenunterstützung genießen, liegen im Trend – und zwar weltweit. Laut creditolo aktuell, das sich auf Informationen des Portals MIX beruft, gab es Ende 2008 1400 Anbieter, die Darlehen an 86 Millionen Kreditnehmer vergeben haben.
Spätestens seit der 2006 erfolgten Verleihung des Friedensnobelpreises an Muhamad Yunus, dem „Erfinder der Mikrokredite“, erleben diese einen weltweiten Boom. Seitdem hat sich vor allem die äußere und innere Struktur bei den Kreditgebern verändert: Während früher vor allem Nichtregierungsorganisationen in diesem Segment tätig waren, drängen heute immer mehr reguläre Finanzinstitute in den lukrativen Markt. Auch die früher übliche Auszahlung in US-Dollar (meist Beträge bis 100 $) erfolgt mittlerweile großteils in der jeweiligen Landeswährung.
Dass man als Kreditgeber mit Mikrokrediten gutes Geld verdienen kann, hat sich jetzt auch bis zur Börse herumgesprochen – die indische SKS Finance betritt dieser Tage das internationale Börsenparkett. Am Marktführer im Bereich Mikrokredite ist übrigens nicht nur die Allianz Versicherung, sondern auch der US-Investor George Soros beteiligt.
Auch wenn der weltweite Run auf Mikrokredite teilweise zu einer Überhitzung bei der Nachfrage und infolge dessen (auch dank fehlender Kreditauskunfteien wie der Schufa) zu einer erhöhten Zahl an Kreditausfällen geführt hat, lässt sich mit Mikrokrediten auch in Zukunft eine attraktive Rendite erzielen. Die Zinsen sind sehr viel höher als bei regulären Darlehen – und das Potential mehr als vielversprechend: Nach Schätzungen der Deutschen Bank beläuft sich das Volumen des Mikrofinanzsegments im Jahr 2015 auf 20 Mrd. Dollar.