Viele Kreditinstitute zögern immer vor dem erhöhten Prüfungsaufwand der entsteht, wenn Selbstständige einen Kredit beantragen. Die Selbstständigkeit solle aber kein Kriterium für die Absage einer Finanzierung darstellen, so Eva Grunwald, Leiterin Baufinanzierung der Deutschen Bank. Sie erläutert, wie Freiberufler ihre Chancen auf eine Kreditzusage erhöhen und fasst diese in fünf hilfreichen Finanzierungstipps für Selbstständige zusammen.
1. Dokumentation der beständigen Liquidität
Die meisten Kreditinstitute verlangen Bilanzen beziehungsweise eine Gewinn- und Verlustrechnung aus den vergangenen drei Jahren. Die darin veranschlagten monatlichen Einnahmen, mit denen der Kredit bedient werden soll, müssen realistisch sein. Einige Institute setzen die niedrigsten Einnahmen an.
2. Darbietung von Sicherheiten
Ob Krankenhaustagegeld oder betriebliche Haftpflichtversicherung – viele Banken fragen nach Absicherungen, mit denen sich Selbstständige vor Zahlungsausfällen oder anderen Forderungen schützen. Wer entsprechende Versicherungen abgeschlossen hat, sollte diese im Beratungsgespräch erwähnen. Das gilt auch für die Altersvorsorge. Wer als Selbstständiger privat und gesetzlich für die Rente vorsorgt, zeigt dem Berater, dass er verantwortungsvoll mit den eigenen Finanzen und seiner finanziellen Zukunft umgeht.
3. Skizzierung des Geschäftsausblick
Es empfiehlt sich, Szenarien für die künftige Geschäftsentwicklung aufzuzeigen: Einschätzung der Auftragslage in den kommenden drei, fünf und zehn Jahren. Welche Branchentrends gibt es? Wie werden sich aktuelle Margen und Preise entwickeln? Wie sieht das Wettbewerbsumfeld aus? Welche Risiken bestehen? Auf diese Fragen sollten sich Freiberufler im eigenen Sinne für das Gespräche mit der Bank vorbereiten und Antworten skizzieren.
4. Kalkulation einer realistischen Kreditbelastung
Eine Immobilienfinanzierung dauert in der Regel zwischen 20 und 30 Jahre. Die monatliche Kreditbelastung sollte also nicht zu hoch gewählt sein, damit sie auch langfristig tragbar ist. Verschiedene Richtgrößen helfen: Die monatliche Kreditrate sollte in normalen Gehaltsregionen maximal 30 bei 50 des Nettoeinkommens ausmachen. Für die monatlichen Lebenshaltungs- kosten sollten weitere 40 Prozent vom Haushaltsnettoeinkommen abgezogen werden: Dabei sollten rund 650 Euro für die erste im Haushalt lebende und 250 Euro für jede weitere Person – egal ob Kind oder Erwachsener – kalkuliert werden. Der Restbetrag stünde dann für die Finanzierung der Kreditrate zur Verfügung.
5. Erhöhte Finanzierungszusage durch einen weiteren Kreditnehmer
Bei der Kreditentscheidung spielt die Höhe des Risikos eines Kreditausfalles eine entscheidende Rolle. Durch einen zweiten Kreditnehmer kann dieses Risiko deutlich reduziert und die Chance auf eine Kreditzusage erhöht werden. Als weiterer Darlehensnehmer kommt grundsätzlich jeder infrage, der ein für die Bank erkennbares wirtschaftliches Interesse an der Kreditaufnahme hat und über ein ausreichend hohes Einkommen verfügt, um hiermit den Kredit zu bedienen.