Eine Studie der Kreditanstalt für Wiederaufbau, kurz KfW, hat erstaunlicherweise einen Rückgang des Kreditneugeschäftes bei Unternehmen und Selbstständigen errechnet. Wie von der KfW Research errechnet, fiel im 3. Quartal der Rückgang mit 7,6 % recht deutlich aus. Unabhängig davon, deutet sich eine vorsichtige Trendwende am Unternehmenskreditmarkt an. So wurde die Schrumpfungsrate im Vergleich zum historischen Tief des Vorquartals mit 12,7 % etwas abgeschwächt. Experten rechnen damit, dass sich im laufenden Schlussquartal der Kreditmarkt wieder ins Positive drehen wird. Jedoch darf die Omikron-Virusvariante eine nachhaltige Erholung noch auf sich warten lassen.
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Im 3. Quartal wurde neuer Tiefstwert erreicht
Der Anteil der Unternehmen in Kreditverhandlungen mit den Banken in allen Größenklassen hat im 3. Quartal einen neuen Tiefstwert erreicht. Dies wurde seit Beginn der Befragung festgestellt. Insbesondere von den mittelständischen Unternehmen haben nur 17,7 % angegeben, nach einem Bankdarlehen zu suchen. Andererseits änderte sich über die Sommermonate in Bezug auf die Angebotspolitik der Kredite bei den Banken nur wenig. Die sogenannten Kreditzugangsbarrieren sind insgesamt auf einem moderat hohen Niveau stabil geblieben. Obwohl die Inflation gestiegen ist und eine Debatte über eine mögliche geldpolitische Straffung aufgekommen ist, sind am Unternehmenskreditmarkt nach wie vor rekordniedrige Zinskosten zu sehen.
Leichter Anstieg des Wachstums im 4. Quartal
Die KfW Research sieht für das laufende 4. Quartal ein leichtes Wachstum des Unternehmenskreditgeschäftes im Vergleich zum Vorjahr. Das Wachstum liegt bei etwa 1 %. Grund hierfür ist vornehmlich der Wegfall des negativen Basiseffekts, der aufgrund des starken Finanzierungsbedarfs zu Beginn der Corona-Pandemie das bisherige Kreditwachstum gedämpft hatte. Man geht davon aus, dass der externe Finanzierungsbedarf der Unternehmen zukünftig etwas stärker zunehmen wird. Hier machen sich die verbesserte wirtschaftliche Lage und der aktuelle Inflationsdruck bemerkbar.
Lieferengpässe stören das Wirtschaftsgeschehen
Problematisch sind die hartnäckigen Lieferengpässe über die unterschiedlichen Wirkungskanäle, die zu Störungen des Wirtschaftsgeschehens führen. Gemeinsam mit dem Energiemarkt sorgen diese für einen Preisauftrieb. Dadurch verteuern sich die Betriebsmittel, welche für den Absatz bestimmter Waren und Investitionsprojekte bestimmt sind. Hierdurch steigt auch der damit verbundene Mittelbedarf. Ebenso haben die Knappheiten gravierende Auswirkungen im verarbeitenden Gewerbe, da es hier zum Auftragsstau gekommen ist. Somit ist nicht auszuschließen, dass mögliche Investitionsvorhaben sich verzögern. Insgesamt konnte jedoch festgestellt werden, dass die Industrieproduktion im 4. Quartal wieder leicht positiv ausgefallen ist. Es wird von einer leichten Aufholbewegung gesprochen.
Omikron bremst erneut aus
Nach dem Auftreten der Omikron-Variante haben sich die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen wieder etwas verschlechtert. So ist auch das Umfeld für Investitionen getrübt. Auch die Lieferengpässe verlängern sich wieder. Grund hierfür sind wiederum die neuen Einschränkungen zur Eindämmung der Pandemie. Dr. Fritzi Köhler-Geib als Chefvolkswirtin der KfW teilt hierzu mit, dass die Omikron-Variante des Coronavirus eine Erholung am Kreditmarkt überschattet. Im Jahr 2022 sind die Voraussetzungen für eine kräftigere Investitionstätigkeit und Kreditvergabe gegeben und auch die Auftragslage in der Industrie fällt positiv auf. Die Finanzierungsbedingungen sind nach wie vor günstig. Ebenso wurden während der Pandemie Investitionen aufgeschoben. Ein Nachholzeffekt ist zu erwarten. Dennoch beschert Omikron vielen eine große Unsicherheit, sodass es hier noch zu einer Störung kommt. Man rechnet, dass erst in der zweiten Jahreshälfte von 2022 mit einer Beschleunigung des Kreditwachstums zu rechnen ist.