Wenn die Kreditzinsen steigen, profitieren auf der anderen Seite die Sparer. Viele Bankkunden können sich nun freuen und erhalten endlich wieder mehr Geld für diverse Anlagemöglichkeiten. Trotz anhaltend hoher Inflation ist es jedoch für viele nicht einfach, genügend Geld auf die Seite legen zu können. Aus diesem Grund werben viele Banken mit Sparmöglichkeiten, bei denen man im Monat mit geringen Summen ein kleines Vermögen aufbauen kann. Hier im Ratgeber sollen die beliebtesten Anlageformen etwas näher vorgestellt werden. Die Abkehr von Krediten stellt somit eine gute Möglichkeit dar, auf Tagesgeld, Festgeld oder Anleihen zu setzen.
Inhalt
Das Tagesgeldkonto
Die Europäische Zentralbank hat vor Kurzem den Zinssatz auf 4,0 Prozent angehoben, was dazu führt, dass die Einlagen der Banken bei der Zentralbank nun verzinst werden. Dies markiert einen Bruch mit den jahrelangen Strafzinsen, die die Finanzinstitute zahlen mussten. Aktuell haben die Banken wieder die Möglichkeit, Gewinne zu erzielen, indem sie ihre überschüssige Liquidität über Nacht bei der EZB hinterlegen. Daher bieten sie nun auch den Sparern wieder Zinsen für ihre Einlagen an, beispielsweise auf Tagesgeldkonten. Bei einer Einlage von 5.000 Euro erhalten Verbraucher derzeit im Durchschnitt 1,89 Prozent Zinsen. Im besten Fall sind es laut Angaben von FMH sogar 4,01 Prozent.
Stephanie Heise betont, dass der Wettbewerb im Bereich Tagesgeld derzeit äußerst intensiv ist. Es gibt kontinuierliche Sonderangebote für Neukunden, die Zinsen von bis zu 4,0 Prozent versprechen, aber in der Regel auf einen begrenzten Zeitraum beschränkt sind. „Für diejenigen, die bereit sind, regelmäßig neue Konten zu eröffnen, besteht die Möglichkeit, von dieser Situation zu profitieren und die besten Konditionen zu erhalten“, sagt die Verbraucherschützerin. Insbesondere, wenn die Hausbank zu den Instituten gehört, die kaum Zinsen zahlen, empfiehlt Heise, zunächst das Gespräch zu suchen. „Falls dies keine Verbesserung bringt, sollte man in Erwägung ziehen, ein neues Tagesgeldkonto zu eröffnen und verschiedene Anbieter zu vergleichen.“
Falls eine Bank die steigenden Zinsen nicht an ihre Kunden weitergibt, droht aufgrund des Wettbewerbsdrucks ein Verlust von Kunden. Eine Untersuchung von Verivox ergab, dass fast ein Drittel der deutschen Banken immer noch niedrige Zinssätze für Tagesgeldkonten anbietet. Daher sind die Einlagen bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken im ersten Halbjahr dieses Jahres erstmals seit der Finanzkrise zurückgegangen. Max Herbst, Experte von FMH, vermutet, dass dies dazu führen könnte, dass diese Banken ihren Bestandskunden bessere Konditionen anbieten, wenn sie feststellen, dass ihre Kunden ihre Einlagen aufgrund von Sonderaktionen bei anderen Banken abziehen und den erheblichen Verlust an Kundengeldern verzeichnen.
Das Festgeld
Neben Tagesgeldkonten sind auch Festgeldkonten eine Option, die Sparer mit potenziell höheren Zinssätzen ansprechen können. Gegenwärtig bewegen sich die Zinssätze für Festgeldkonten mit einer Laufzeit von fünf Jahren zwischen 1,50 und 4,15 Prozent. Dennoch mahnt Heise zur Vorsicht. Das Festgeld bindet das Geld für einen festgelegten Zeitraum zu einem bestimmten Zinssatz. „Es nützt wenig, wenn das Festgeld einen Prozentpunkt mehr bietet, aber im Fall eines unerwarteten Ausgabepostens nicht verfügbar ist“, warnt sie. Es ist stets ratsam, ein finanzielles Polster verfügbar zu haben, am besten auf einem Tagesgeldkonto.
Die Verbraucherzentrale schlägt alternativ ein gestaffeltes Vorgehen vor. „Wir bezeichnen dies auch als Festgeld-Treppen: Ein Teil des Geldes wird beispielsweise auf ein sechsmonatiges Konto, ein anderer Teil auf ein einjähriges Konto und der Rest auf ein zweijähriges Festgeldkonto angelegt“, erklärt Heise. Nach sechs Monaten kann die Anlagestrategie anhand der Zinsentwicklung überprüft werden. Eine langfristige Bindung des Kapitals sei weniger empfehlenswert, da dies kaum höhere Zinsen bringt und die Unsicherheit in der gesamten wirtschaftlichen und politischen Lage groß ist.
Unabhängig von der gewählten finanziellen Lösung ermutigt Heise dazu, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen: „Um zumindest einen Teil der Inflation auszugleichen, ist es notwendig, sich um eine bessere Verzinsung zu kümmern. Andernfalls verliert das Geld an Kaufkraft.“ Trotz der nach wie vor hohen Inflationsrate von sechs Prozent führt dieser Ansatz nicht zu einem übermäßigen Realzinsverlust.
Anleihen
Die zunehmenden Leitzinserhöhungen haben auch unmittelbare Auswirkungen auf Anleger. Während Aktien tendenziell weniger attraktiv werden, eröffnen die höheren Zinssätze wieder Chancen für Anleihen als Alternativen. Staaten oder Unternehmen leihen sich über die Emission von Anleihen Kapital für mehrere Jahre von Investoren und zahlen diesen Zinsen. „Anleihen waren über viele Jahre hinweg völlig uninteressant“, stellt Heise fest. Vor knapp zwei Jahren lag beispielsweise die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihe im negativen Bereich. Das hat sich mittlerweile geändert.
Die aktuelle Rendite für zehnjährige Staatsanleihen beträgt 2,7 Prozent. Das bedeutet, dass Anleger, die sich jetzt für diese Anleihe entscheiden, über einen Zeitraum von zehn Jahren 2,7 Prozent jährliche Zinsen erhalten, sofern sie das Wertpapier bis zur Fälligkeit halten. Allerdings können steigende Zinsen für Investoren, die bereits bestehende Anleihen besitzen, nachteilig sein. „Mit steigenden Zinsen sinkt der Wert meiner bestehenden Anleihe, und wenn ich sie vor dem Fälligkeitsdatum verkaufe, mache ich Verlust“, erklärt die Expertin. Die Risiken von Anleihen und die Zinsentwicklung während der Laufzeit sind für Privatanleger oft schwer einzuschätzen.
Herbst rät daher insbesondere von Unternehmensanleihen ab, besonders wenn die Zinssätze hoch sind: „Je höher der Zinssatz ist, desto höher ist das Risiko, das ich trage.“ Im Falle einer Insolvenz des Unternehmens könnte die Anleihe wertlos werden. „Wenn man bisher keine Erfahrung am Anleihenmarkt hat, sollte man besser die Finger davon lassen“, sagt der Experte von FMH. Die Wechselwirkung zwischen Renditen und Kursen ist besonders komplex.