Wie schwierig es sich gestaltet, von einer Bank einen Kredit zu bekommen, haben wir hier schon in verschiedenen Beiträgen dargestellt. Spätestens seit Basel II versuchen die Banken alles, zwar Profite zu erwirtschaften, aber ohne dabei auch nur das kleinste Risiko einzugehen. Das das schon aus prinzipiellen Gründen nicht funktionieren kann, liegt auch ohne nähere Begründung auf der Hand. Gäbe es das risikolose Geschäft, könnte jedermann ohne Mühe reich werden. Das hindert die Banken aber nicht daran, dieses Ziel wenigstens annähernd zu erreichen, weshalb das Misstrauen gegenüber ihre Kunden, besonders wenn es um Geschäftskredite geht, sich ins Maßlose gesteigert hat.
Kredit bekommt man eigentlich nur noch dann, wenn man ihn eigentlich gar nicht braucht. Alle anderen sind dazu verdammt, ihre Seele als Pfand zu bieten, und selbst das genügt oft nicht. Da unsere Wirtschaft jedoch ohne ein funktionierendes Kreditwesen dem Untergang geweiht ist, müssen Alternativen gefunden werden, um Investitionen und Konsum zu finanzieren.Für Unternehmen ab einer gewissen Größenordnung existiert bereits seit Jahren ein Markt, der Risikokapital in Firmen investiert, die eine Zukunft zu haben scheinen. Diese Modelle laufen unter verschiedenen Bezeichnungen, die bekannteste dürfte wohl „Venture Capital” sein. Leider kann der Häuslebauer oder der Familienvater, der ein neues Auto finanzieren möchte, hier nicht punkten. Von dort gibt es nur Geld, wenn Renditen locken.
Die wirkliche Alternative findet sich anderswo und sie ist quasi die Renaissance der Finanzierungsmethode, bevor Banken existierten: Kredit von Privatpersonen heißt die Lösung. Wer bisher dachte, nur Verwandte oder enge Freunde kämen als Privatpersonen für einen Kredit in Betracht, verkennt die aktuelle Lage des Finanzmarktes. Es gibt, nicht zuletzt aus der Zeit des letzten Börsenbooms und aus den Reihen der Erbengeneration, sehr viel Geld, das nach Investionsmöglichkeiten sucht. Es stellt sich nämlich auch für reiche Menschen die gleiche Frage wie für den, der nach einem Kredit Ausschau hält: macht man das Geschäft mit einer Bank, oder gibt es Alternativen. Banken genießen auch bei Wohlhabenden kein uneingeschränktes Vertrauen mehr. Große Vermögen wurden durch schlechte Beratung und Missmanagement schon vernichtet.
Um Angebot und Nachfrage zusammen zu bringen, entwickelten sich im Internet Börsen, auf denen man Projekte durch Privatkapital finanzieren lassen kann. Das funktioniert wie beim Kredit unter Freunden: der Kreditsuchende macht alle Angaben zu sich und seinem Projekt, die Investoren leihen darauf Geld, jeder soviel, wie er sich leisten könnte zu verlieren, falls es schief geht. Diese Form des „sozialen Kredits”, ohne das eine Bank dabei ihre Hände im Spiel hat, hat sich als sehr erfolgreich erwiesen. Die Erkenntnis daraus ist, dass man, denkt man genau darüber nach, Banken eigentlich gar nicht braucht, schon gar nicht, wenn man sich Geld leihen will.