Die aktuelle Inflation und die durch die Europäische Zentralbank verordnete Zinserhöhung hat insgesamt zu geopolitischen Unsicherheiten in der Eurozone gesorgt. Dies ist auch bei der Kreditvergabe in Europa zu spüren. Laut einer EY-Prognose für 2023 wird der Anteil an notleidenden Krediten im kommenden Jahr wachsen. Grund hierfür sind nicht nur die steigenden Kreditzinsen, sondern auch die hohen Energiepreise und die letztlich nachlassende Nachfrage. Die Kreditvergabe wird im Jahr 2023 deutlich gebremst werden. Die Beratungsfirma EY hat diesbezüglich die Analyse „European Bank Lending Forecast“ in Auftrag gegeben. Hierbei wird deutlich, dass insbesondere die Nachfrage nach Unternehmenskrediten zurückgehen wird. Man rechnet mit einem Rückgang von etwa 2,9 %.
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Deutschland liegt unter dem Durchschnitt der Eurozone
Für Deutschland wird mit einem Rückgang von 2,7 % gerechnet. Die Experten von der EY Financial Services teilen hierzu mit, dass Deutschland besonders von der Krise betroffen sei. Immerhin müssen hierzulande zahlreiche strukturelle Probleme gelöst werden. Der Produktionssektor muss nun neu ausgerichtet werden, weil Deutschland bisher immens auf die Energieimporte aus Russland angewiesen war. Unternehmen nehmen insgesamt weniger Kredite auf, da nicht sicher ist, dass diese auch fristgerecht zurückgezahlt werden können. Viele Investitionen werden nun auf Eis gelegt. Hinzu kommen noch die Lieferengpässe an Waren und Dienstleistungen.
Immobilienfinanzierungen sind ebenfalls betroffen
Während die Verbraucherkredite nach wie vor eine wichtige Rolle bei den Privatkunden spielen, sieht es für die Immobilienkredite schlechter aus. Nach der EY-Studie werden die Immobilienkredite im kommenden Jahr stark zurückgehen. Anfang des Jahres waren diese noch um 6,2 % angestiegen. Mit der Zinswende ist aber ein deutlicher Rückgang zu vermelden.
Interessant ist natürlich auch, dass die Preise für Immobilien zwischen dem ersten Quartal 2019 bis Mitte 2022 um 35 % gestiegen sind. In vielen Regionen werden Immobilien stark überbewertet. Hierauf reagieren auch die Banken und sind bei der Kreditvergabe in aktueller Zeit sehr vorsichtig geworden.
Für das kommende Jahr rechnet EY damit, dass der Bestand an Immobilienkrediten in 2023 um etwa 0,1 % sinken werde. Für potenzielle Bauherren und Käufer wird es immer schwieriger, eine tragbare Immobilienfinanzierung zu finden. Nicht unerwähnt bleiben sollen die neuen, regulatorischen Maßnahmen, welche die Kreditinstitute zusätzlich bei der Vergabe von Immobilienkrediten ausbremsen. Jede Bank wird nun sehr genau hinsehen, ob ein Finanzierungsplan gerade wegen der rekordhohen Energiepreise noch realistisch erscheint.
Viele notleidende Kredite im nächsten Jahr befürchtet
Die EY-Analysten gehen davon aus, dass im Jahr 2023 immer mehr Privatpersonen und auch Unternehmen nicht mehr in der Lage sein werden, ihre Kredite zurückzuzahlen. Das Kreditvolumen an notleidenden Krediten wird wahrscheinlich von aktuell 1,2 % auf wenigstens 2,3 % ansteigen. Die zuletzt wenigen Kreditausfälle gehen noch auf die staatlichen Entlastungsmaßnahmen während der Pandemie zurück.
Leider müssen sich die Banken nunmehr darauf einstellen, dass insbesondere die Unternehmens-Insolvenzen wieder ansteigen werden. Der Weg in die Rezession ist quasi schon eingeleitet. Dennoch gehen die Experten davon aus, dass in Deutschland die Kreditwirtschaft dieses Problem meistern wird. Dennoch gehen die EY-Analysten davon aus, dass die Wirtschaftsleistung in Deutschland um etwa 1,1 % im kommenden Jahr zurückgehen werde. Im Euroraum wird von einem Rückgang von etwa 0,1 % ausgegangen.