Da an den Finanzmärkten die künftigen Entwicklungen gehandelt werden, gewinnt die Prognose der EZB-Leitzinsen für 2024 und 2025 erhebliche Relevanz. Dies betrifft nicht nur die Börsen, sondern hat auch signifikante Auswirkungen auf Bauherren. Daher strebt der Finanzmarkt danach, realistische Vorhersagen zu treffen. Eine Schlüsselrolle spielt hierbei die Kommunikation der EZB während ihrer Pressekonferenzen. Die Marktteilnehmer versuchen aus den veröffentlichten Sitzungs-Kommuniqués Rückschlüsse auf die künftigen Leitzinssätze zu ziehen. Sowohl die EZB-Sitzungen als auch die Termine der Federal Reserve (FED) sind für die Märkte von großer Bedeutung. Wie bewerten die Märkte die zu erwartenden Leitzinssätze von 2024 bis 2030? Gehen sie davon aus, dass die EZB-Leitzinsen zum Jahresende 2024 bei 3,5% oder 4,0% liegen werden? Und 2025 bei 3,0%? Ebenso wichtig ist die Frage, wann die erste Zinssenkung erfolgt: Schon im ersten Quartal oder doch erst im zweiten Quartal 2024?
Inhalt
Im Januar 2024 war noch keine Lockerung erkennbar
Bei der Sitzung der Notenbank am 25. Januar hat die EZB keine Informationen bezüglich des Zeitpunkts einer möglichen Lockerung der Geldpolitik preisgegeben. Stattdessen wurde erneut betont, dass Entscheidungen von den vorliegenden Daten abhängen. Offensichtlich strebt die Notenbank danach, Zeit zu gewinnen, um erst die Auswirkungen von erhöhten Lohnabschlüssen und ähnlichen Faktoren auf die Inflationsrate im Frühjahr 2024 abzuwarten. Präsidentin Lagarde erklärte während der Diskussion nach der Pressekonferenz, dass es zu früh sei, über Zinssenkungen zu diskutieren.
Überzogene Zinserwartungen am Markt erkennbar?
Am 17. Januar 2024 äußerte sich EZB-Präsidentin Lagarde in einem Interview mit Bloomberg in Davos und betonte, dass es im Kampf gegen die Inflation nicht förderlich sei, wenn die Erwartungen im Vergleich zu dem, was wahrscheinlich passieren werde, deutlich zu hoch seien. Sie deutete eine mögliche erste Zinssenkung im Sommer 2024 an, obwohl der Markt bisher von März oder April 2024 ausgegangen war.
Am 18. Januar 2024 veröffentlichte die EZB das Protokoll der letzten Sitzung im Dezember 2023. Die Notenbanker gehen davon aus, dass das Inflationsziel von 2% erst im Jahr 2025 erreicht wird. Daher plant die EZB, vorsichtig zu handeln und den weiteren Verlauf der Inflation genau zu beobachten. Angesichts der zuletzt überraschend niedrigen Teuerung und der erheblichen Abwärtskorrektur der für 2024 prognostizierten Inflationsentwicklung beabsichtigt die EZB, bis zur zweiten Jahreshälfte 2025 zu warten, bevor die Gesamtinflationsrate wieder den Zielwert erreicht. Da die Teuerungsrate noch immer unter dem Zielwert der EZB liegt, disinflationäre Einflussfaktoren nachlassen und die Binneninflation insgesamt weiterhin hoch ist, wird eine Beibehaltung eines ausreichend restriktiven Kurses als angemessen erachtet. Der EZB-Rat soll daher seine aktuelle strategische Ausrichtung beibehalten, um sicherzustellen, dass die EZB-Leitzinsen so lange wie nötig auf einem ausreichend restriktiven Niveau bleiben.
Zinssenkungen im März 2024?
Der Finanzmarkt setzt auf eine erste Zinssenkung der EZB im März 2024, während Analysten erst im 2. Quartal 2024 damit rechnen. Die EZB hingegen gibt an, es sei noch zu früh für Zinssenkungen. Luis de Guindos erklärte: „Wenn die aktuellen Zinssätze über einen ausreichend langen Zeitraum beibehalten werden, werden sie dazu beitragen, die Inflation auf 2 % zu senken. Wir orientieren uns an den Daten. Obwohl die Daten günstig waren, reichten sie noch nicht aus, um unsere Geldpolitik zu ändern. Daher ist es noch zu früh, über eine Zinssenkung zu sprechen.“
Zentralbanken treffen üblicherweise Zinsentscheidungen basierend auf wirtschaftlichen Kennzahlen wie Inflation, Arbeitslosenquote und dem Wachstum des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Die Entwicklung dieser Einflussfaktoren wird entscheidend sein, um den EZB-Leitzins für 2024, 2025 oder 2030 vorherzusagen. Obwohl nach bisherigen Prognosen die Inflation bis 2025 über dem Ziel von 2,0% bleiben soll, wird erwartet, dass sie im Vergleich zu 2023 deutlich abnimmt. Aktuell ist es jedoch kaum möglich, auch nur einen dieser Einflussfaktoren mit ausreichender Genauigkeit für einen Zeitraum außerhalb der „Sichtweite“ zu prognostizieren. Daher gilt: Je länger der Prognosehorizont, desto schwieriger die Vorhersage. Die folgenden Darstellungen beziehen sich, sofern nicht anders angegeben, auf den Hauptrefinanzierungssatz, also den „Leitzins“.