Kleinkredite erleben derzeit einen regelrechten Aufschwung: Im Jahr 2022 ist die Anzahl der Ratenkredite unter 1.000 Euro erstaunlicherweise um 90 Prozent gestiegen, von 2 Millionen auf 3,8 Millionen. Dies bedeutet, dass Kleinkredite mittlerweile 42 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite in Deutschland ausmachen. Der Hauptgrund für diese Entwicklung sind insbesondere die sogenannten „Buy Now Pay Later“ (BNPL)-Angebote von Zahlungsdiensten im Bereich des Online-Handels. BNPL ermöglicht es Verbrauchern, kleine Beträge bequem in Raten zu bezahlen und trägt somit wesentlich zur steigenden Beliebtheit von Kleinkrediten bei.
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Immer mehr junge Menschen nehmen Kredite auf
Besonders unter jungen Erwachsenen ist die Nutzung von Kleinkrediten unter 1.000 Euro sehr beliebt. Laut Informationen der Schufa verzeichnet diese Altersgruppe von 20 bis 39 Jahren eine signifikante Zunahme solcher Finanzierungen. Insgesamt stieg die Nachfrage um über 50 Prozent, wobei die Altersklasse der 20- bis 24-Jährigen mit 58,5 Prozent das stärkste Wachstum verzeichnete.
Die jüngere Generation schätzt die bequemen Kreditmöglichkeiten beim Online-Shopping. Dank Online-Bezahldiensten können sie Einkäufe in Raten über einen bestimmten Zeitraum begleichen. Allerdings ist zu beachten, dass ein Ratenkauf im Stil von „Buy Now Pay Later“ auch zu einer Schuldenfalle führen kann.
Größere Kredite nehmen zu und werden höher
Aber auch größere Darlehen nehmen zu: Zum ersten Mal in zwei Jahren ist die Anzahl der Kredite über 1.000 Euro gestiegen, von 5 auf 5,3 Millionen. Auch der durchschnittliche Betrag bei den größeren Darlehen ist gestiegen, von 17.086 auf 17.630 Euro. Im Gegensatz dazu ist der durchschnittliche Kleinkredit von 398 auf 356 Euro gesunken.
Die Deutschen sind jedoch weiterhin zuverlässig beim Rückzahlen ihrer Schulden, trotz Inflation und Reallohnverlusten. Laut Schufa haben im vergangenen Jahr 97,9 Prozent der Kreditnehmer ihre Darlehen korrekt bedient.
Die Schufa verzeichnet jedoch eine leichte Zunahme bei „weichen Negativmerkmalen“, dazu gehören nicht bezahlte Forderungen nach mehrfacher Mahnung. Ein „hartes Negativmerkmal“ wäre beispielsweise ein Insolvenzverfahren. Der Anteil der Menschen mit nur „weichen Negativmerkmalen“ stieg von 4,7 auf 4,8 Prozent.
Mehr Kredite trotz steigender Inflation
Die Inflation steigt an, dennoch haben die Menschen in Deutschland im Jahr 2021 erstmals seit vier Jahren wieder vermehrt Ratenkredite aufgenommen. Laut einer Studie waren vor allem kleinere Darlehen gefragt, insbesondere bei jungen Menschen. Größere Anschaffungen wurden hingegen aufgeschoben, wie aus dem Risiko- und Kreditkompass der Auskunftei Schufa hervorgeht. Die Verbraucher erwiesen sich jedoch als verantwortungsbewusste Schuldner, da sie ihre Ratenkredite auch im zweiten Jahr der Corona-Pandemie zuverlässig zurückzahlten.
Wie in den beiden Vorjahren wurden demnach 97,9 Prozent aller neu abgeschlossenen Ratenkredite vertragsgemäß bedient. Die Pandemie hatte laut der am Dienstag veröffentlichten Studie auch im Jahr 2021 keine negativen Auswirkungen auf die Verschuldung oder Überschuldung der Menschen in Deutschland.
7 Millionen Ratenkredite erfasst
Im vergangenen Jahr wurden von der Schufa fast sieben Millionen neu abgeschlossene Ratenkredite erfasst, was etwa 4,5 Prozent mehr als im Jahr 2020 entspricht. Besonders stark stieg die Nachfrage nach Krediten unter 1000 Euro, wobei ihr Anteil an allen neu abgeschlossenen Verträgen von 19,9 Prozent im Jahr 2020 auf nunmehr 29,5 Prozent stieg. Die Anteile mittlerer (1000 bis 10 000 Euro) und großer Ratenkredite (ab 10 000 Euro) waren hingegen rückläufig. Schufa-Vorstand Ole Schröder kommentierte dies mit den Worten: „Die Deutschen verschieben größere Anschaffungen. Dies spiegelt auch die Stimmung in unseren regelmäßig durchgeführten Verbraucherbefragungen wider.“ In einer Umfrage im Mai gaben 57 Prozent der Befragten an, dass sie größere Investitionen aufschieben.
Im vergangenen Jahr trieben die steigenden Energiepreise die Verbraucherpreise nach oben, wobei die Inflation im Jahresschnitt 3,1 Prozent betrug. Die weiteren Preissprünge bei Energie aufgrund des Ukraine-Krieges verschärfen die Lage in diesem Jahr. Laut den Daten waren niedrigere Kreditsummen im vergangenen Jahr insbesondere bei jüngeren Menschen beliebt. Die durchschnittliche Höhe der neuen Kredite unter 1000 Euro lag bei allen Altersgruppen bei etwa 409 Euro, während sie bei den 18- bis 19-Jährigen bei 343 Euro lag. Schröder erklärte dies mit dem hohen Anteil an niedrigen Kreditsummen, insbesondere bei jüngeren, internet-affinen Zielgruppen, der offensichtlich auf die zunehmende Nachfrage nach sogenannten „Buy-Now-Pay-Later“-Angeboten zurückzuführen ist