Auch wenn die Zinsen für Baufinanzierungen enorm angestiegen sind, ist festzustellen, dass die Immobilienpreise im ersten Quartal 2022 nochmals deutlich nach oben geschnellt sind. Viele fragen sich daher zurecht, ob es sich lohnt, jetzt noch schnell eine Immobilie zu kaufen oder doch lieber zu warten. Durchaus darf nicht unberücksichtigt bleiben, dass Immobilienfinanzierungen für Käufer und Investoren teurer geworden sind und weiterhin teuer bleiben. Kapitalanleger müssen hier genauer kalkulieren. Aber auch für Familien wird es schwieriger, sich den Traum einer eigenen Immobilie zu verwirklichen. Viele sind der Auffassung, dass durch die höheren Zinsen die Nachfrage zurückgeht und daher die Immobilien günstiger werden. Dies ist aber nicht der Fall, sondern eher das Gegenteil.
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Die Nachfrage nach Baufinanzierungen ist deutlich angestiegen
Nach einer Studie von Interhyp, welche zu den größten Finanzierungsvermittlern für Baukredite in Deutschland gehört, hat die Nachfrage von Immobilienkrediten im Vergleich zu den Vormonaten in den ersten drei Monaten 2022 enorm zugenommen. Derzeit haben viele Kunden Angst, dass die Immobilienpreise wegen der Inflation und den teuren Rohstoffen nochmals teurer werden. Da auch die Bauzinsen parallel dazu steigen, möchten viele in diesem Jahr noch eine Immobilie kaufen.
Viele Banken und Kreditgeber sehen das gleiche Bild. Die Landesbausparkasse Bayern hat beispielsweise in den ersten Monaten 2022 bis zu 70 % mehr Geld verliehen. Die Landesbausparkasse West spricht von einem Zuwachs von 50 %.
Soll man jetzt noch schnell eine Baufinanzierung abschließen?
Der Trend geht leicht in Richtung Panikkäufe. Viele Verbraucher reagieren überhastet und kaufen eine Immobilie zu fast jedem Preis. Dies freut natürlich Immobilienverkäufer. Dennoch ist diese Entwicklung ein Nachweis dafür, dass es einen Nachfragerückgang geben wird. Verbraucher sollten sich daher sehr gut überlegen, ob ein Kauf einer Immobilie in diesen Zeiten sinnvoll ist. Etliche Experten sprechen bereits jetzt vom Ende der sogenannten Immobilienblase.
Hohe Preise und hohe Zinsen sind insgesamt ungünstig
Verständlicherweise zahlen diejenigen, die heute eine Immobilie kaufen möchten, hohe Preise und hohe Zinsen. Momentan befinden wir uns in einem Nachfragepeak. Dies bedeutet, dass viele Privatkäufer noch schnell um jeden Preis eine Immobilie kaufen möchten, auch wenn die Kreditkonditionen nicht optimal sind.
Wenn die Nachfrage wegen steigender Zinsen nachlässt, kann es zu einem Preisrückgang bei Immobilien kommen. Als Gegenpol zu einem Preisrückgang kann eine Inflation vielleicht den Rückgang noch etwas bremsen.
Interessant sind die auslaufenden Zinsbindungen in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Diese wurden zu historisch niedrigen Zinsen abgeschlossen. Wer eine hohe Kreditsumme zurückzahlen muss und knapp kalkuliert hat, der kommt bei der nächsten Anschlussfinanzierung vielleicht in Schwierigkeiten. Man kann zwar nicht unbedingt in die Zukunft sehen, jedoch ist es quasi ausgeschlossen, dass wir wieder in eine Zinsniedrigphase laufen. Die Zinsen für Kredite werden folglich in Zukunft steigen.
Wer dagegen eine Immobilie kaufen möchte, der könnte in den nächsten Jahren mehr Glück haben und vielleicht sogar durch diese Sachlage ein Schnäppchen machen. Entweder müssen die Kreditnehmer, die sich eine Anschlussfinanzierung nicht leisten können, ihre Immobilie zwangsweise günstig verkaufen oder potenzielle Käufer können im Laufe der Jahre genügend Eigenkapital für eine eigene Immobilie ansparen. Immerhin steigen nicht nur die Kreditzinsen, sondern auch die Sparzinsen.