Immer unverblümter wird seitens der Zentralbank weit über die eigentliche Geldpolitik hinaus in die Europäische Staatsschuldenkrise eingegriffen. Während mittlerweile nicht nur der Nominalzins in vorauseilendem Gehorsam auf historisch niedrige 0,75% abgesenkt wurde, um den schwachen Südstaaten die Kreditaufnahme zu verbilligen, geht Mario Draghi, der EZB Präsident, nun noch viel weiter. Die EZB werde alles tun, um das Überleben des Euros zu sichern, sagte er vor einer Investorenkonferenz. Außerdem fügte er noch hinzu „Und glauben Sie mir, das wird reichen!“. So wie dies gemeint war, so wurde es auch verstanden: An der Börse zündete ein Freudenfeuerwerk, das die Aktienkurse in die Höhe katapultierte. Die mahnenden Worte der Bundesbank, die sich nicht als Feuerwehr der Eurokrise, sondern als Garant der Geldwertstabilität sieht, werden da gerne überhört.
Mit immer weiter sinkenden Renditen aus Anleihen wird es den Versicherern immer schwerer ihre Garantieverpflichtungen zu erbringen, gerade alte Verträge kommen da die Unternehmen sehr teuer. Dies geht einher mit sinkenden Überschussbeteiligungen, so dass Lebensversicherungen, ehedem der Deutschen liebstes Investment, immer unattraktiver werden. Angesichts der oben geschilderten Entwicklung, bei der die Zentralbank zum Selbstbedienungsladen wird und die Druckerpresse anwirft („Bald kauft die EZB auch alte Fahrräder auf“ Frank Schäffler, Mitglied des Deutschen Bundestages), wird auch das langfristige Verharren der Inflationsrate auf niedrigem Niveau immer unwahrscheinlicher.
Trotzdem ist auch für LV-Besitzer Umsicht geboten. Auch in einem extremen Niedrigzinsumfeld sind die Versicherer in ihrer Existenz nicht gefährdet wie eine kürzlich veröffentlichte Studie von Morgen & Morgen ergeben hat. Im Gegenteil, die Quartalszahlen der Allianz sind hervorragend. Trotz Eurokrise verdiente der Konzern unter dem Strich mit 1,32 Mrd. Euro rund eine viertel Mrd. mehr als im Vorjahreszeitraum. Es zeigt sich hier, dass Aktionismus für LV-Besitzer kein guter Idee ist. Solange die Teuerung noch im Rahmen bleibt, besteht wenig Anlass zu Befürchtungen bei Altverträgen.