Die Erhöhungen der Dispozinsen durch die Banken sind stärker als die Anhebungen der Sparzinsen, wie eine Analyse des Finanzratgebers Finanztip bei fünf großen Banken zeigt. Die Europäische Zentralbank (EZB) hat seit Juli 2022 mehrmals den Leitzins erhöht, und es wird voraussichtlich auch zukünftig häufiger geschehen. Der Dispozins ist oft an den Leitzins gekoppelt. Da wird es schon einmal kritisch, das eigene Konto zu überziehen. Dennoch kommt man häufig nicht darum herum. Nachfolgende soll kurz dargelegt werden, wie sich die Dispozinsen eines Überziehungskredites entwickelt haben und worauf man achten sollte.
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Mehr als 11 Prozent sind keine Seltenheit
Die Hamburger Sparkasse erhebt derzeit einen Zinssatz von 11,05 Prozent pro Jahr von Kunden, die ihr Konto überziehen und somit den Dispokredit nutzen. Vor einem Jahr lag dieser Zinssatz bei 8,01 Prozent. Wenn ein Kunde den Dispokredit für einen Monat in Höhe von 1.200 Euro in Anspruch nehmen muss, belaufen sich die Kosten auf etwa 11,05 Euro, was drei Euro mehr sind als im Vorjahr.
Auch bei den normalerweise kostengünstigen Direktbanken sind seit 2022 die Dispozinsen gestiegen. Kunden müssen etwa 10 Euro für den Beispielmonat März zahlen (siehe Tabelle). Für diejenigen, die jetzt ins Minus auf ihrem Girokonto geraten, sind die Kosten deutlich höher als im Vorjahr. „Ein einzelner Monat mag nicht teuer sein. Aber wenn Verbraucher wiederholt in den Dispo geraten, können über das Jahr hinweg Zinsen in Höhe von 100 Euro anfallen“, sagt Josefine Lietzau, Expertin für Bankprodukte beim Finanzratgeber Finanztip. Lietzau empfiehlt Verbrauchern einen Rahmenkredit, da dieser ähnlich flexibel wie der Dispo ist, jedoch oft zu einem günstigeren Zinssatz angeboten wird.
Sparzinsen ziehen dagegen nur sparsam an
Mit den Veränderungen beim EZB-Leitzins steigen auch die Zinsen beim Tagesgeld, allerdings nicht in dem Ausmaß wie beim Dispo.
Im März 2022 gewährten die von Finanztip untersuchten vier Direktbanken überhaupt keine Verzinsung für Tagesgeld, was zu dieser Zeit bei vielen Banken der Standard war. Aktuell bieten die Consorsbank und die ING neuen Kunden 2,10 Prozent bzw. 2 Prozent an, wobei diese Angebote zeitlich begrenzt sind. Die Comdirect bietet 0,5 Prozent, während die DKB ab April eine Verzinsung des Tagesgelds mit 1 Prozent anbieten wird. Bei diesen Banken würde sich für Kunden nach einem Monat und einer Tagesgeldanlage von 1.200 Euro ein Zinsgewinn von etwa 2 Euro ergeben. Die Hamburger Sparkasse hingegen bietet derzeit keine Zinsen auf ihr sogenanntes Cashkonto.
Die Diskrepanz zwischen den Zinsen für Kredite und Anlagen ist nichts Neues. Banken lassen sich das Risiko, das sie bei Krediten eingehen, vergüten. „Für Verbraucher bedeutet das: Schulden zuerst tilgen und dann die Sparzinsen anderer Banken vergleichen, anstatt sich zu ärgern“, empfiehlt Lietzau.
Das steckt dahinter
Seit Juli 2022 erhöht die Europäische Zentralbank schrittweise den Leitzins. Viele Banken orientieren sich bei der Festlegung der Dispozinsen genau an diesem Leitzins. Das bedeutet für Verbraucher: Die Dispozinssätze steigen ebenfalls.
Der Dispokredit stellt eine flexible Kreditlinie dar, die von Banken ihren Kunden gewährt wird. In der Regel handelt es sich dabei um einen Betrag von zwei bis drei Monatsgehältern. Der Zinssatz ist bei den meisten Banken vergleichsweise hoch. Obwohl Banken nicht verpflichtet sind, Änderungen am Leitzins direkt auf den Dispozins zu übertragen, geschieht dies dennoch. Manchmal nutzen sie dabei nicht den gesamten Spielraum für Erhöhungen aus.