Wieder einmal stehen Kredite – und dabei speziell deren Vermarktungsformen – im Fokus der Verbraucherschützer. Der Vorwurf: Auch nach Inkrafttreten der neuen EU-Kreditrichtlinie gibt es immer noch viele Anbieter, die ihre Kredite mit unseriösen Methoden bewerben oder bewerben lassen. Um zu vermeiden, dass Verbraucher nicht weiterhin in die Schuldenfalle gelockt werden, soll Kreditwerbung in Zukunft effektiver überwacht und ausreichend kontrolliert werden.
Jüngster Anlass für den Aufschrei der Verbraucherschützer war das Rundschreiben eines E-Mail-Providers, der seine Kunden per Newsletter über die Vorzüge seines Kredit-Kooperationspartners informierte: So könne ein gewünschter Kredit zwischen 500 und 70.000 Euro innerhalb weniger Werktage ausgezahlt werden. Zusätzlicher Bonus: Ein attraktiver Online-Gutschein, der bei anderen Kooperationspartnern eingelöst werden könne.
Ein nicht unerheblicher Faktor, der auch laut neuer EU-Richtlinie deutlich hervorgehoben werden muss, blieb jedoch im Hintergrund: Der auch für einen Vergleich mit anderen Krediten wichtige effektive Zinssatz. Angesichts eines Zinssatzes von über 8 Prozent (und damit über dem Marktniveau) auch nicht gerade verwunderlich.
Für die Experten aus den deutschen Verbraucherzentralen ist diese Art der Kreditwerbung nicht nur unseriös, sondern auch fahrlässig, weil uninformierte Kreditkunden noch leichter in die Schuldenspirale geraten können. Viele Verbraucher übersehen bei dieser aggressiven Werbeform, dass der erhoffte Ratenkredit viel zu teuer wird, weil die Zinsen deutlich zu hoch sind.
Verbraucherschützer wie Gerd Billen vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) führen die Tatsache, dass die Zahl der Privatinsolvenzen weiterhin ansteigt, auch auf den Umstand zurück, dass unseriöse Kreditwerbung nicht ausreichend kontrolliert werde. “Um eine effektive Überwachung der Kreditwerbung zu gewährleisten, sollte die Aufsicht von den bisher zuständigen regionalen Preisbehörden der Bundesländer zur Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) wandern”, so Billen unlängst in einem entsprechenden Statement.
Fazit: Egal ob die Werbung für Verbraucher- oder Ratenkredite künftig zentral oder dezentral überwacht werden wird, entscheidend ist weiterhin der mündige Bürger, der sich Geld leihen will. Deshalb sollte jeder Kredit – ganz gleich ob er per E-Mail, per Post oder auf anderem Wege angeboten wird – nicht unüberlegt abgeschlossen und vorher genau geprüft werden.
Ein simpler Kreditvergleich im Internet ist somit ein äußerst probates Mittel, um unseriöse Werbung auch umgehend als solche zu enttarnen.