Der Reiseanbieter TUI beabsichtigt, ehrlich zu handeln und seine Schulden in Höhe von über einer Milliarde Euro, die aus Corona-Hilfen und Krediten resultieren, zurückzuzahlen. Dies soll durch eine Kapitalerhöhung ermöglicht werden. In Kürze sollen etwa 330 Millionen Aktien emittiert werden, wobei der Hauptaktionär jedoch davon ausgeschlossen ist. Während des Zusammenbruchs des Tourismus aufgrund der Corona-Beschränkungen im Frühjahr 2020 erhielt die TUI-Gruppe eine finanzielle Unterstützung vom deutschen Staat in Höhe von insgesamt 4,3 Milliarden Euro, um eine Insolvenz zu verhindern. Diese Unterstützung bestand aus 1,3 Milliarden Euro an stillen Einlagen und drei Milliarden Euro an KfW-Krediten. Mittlerweile hat sich das Reisegeschäft deutlich erholt. Nach Schätzungen von Reuters könnte der Bund aus dieser Rettungsaktion mindestens 600 Millionen Euro Gewinn erzielen.
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Rückzahlung der Corona-Hilfen
Der weltweit größte Reiseanbieter TUI plant, durch eine Kapitalerhöhung 1,8 Milliarden Euro aufzubringen, um die Corona-Hilfen des Wirtschaftsstabilisierungsfonds (WSF) vollständig zurückzuzahlen. Sebastian Ebel, Vorstandsvorsitzender von TUI, erklärte: „Wir werden die erhaltenen Hilfen des WSF einschließlich der Zinsen aus dem Erlös zurückzahlen.“ Die Bundesregierung hatte TUI finanziell unterstützt, da das Unternehmen in der Pandemie unter erheblichen Druck geraten war. Die Vorbereitung für diese Kapitalerhöhung wurde bereits im Februar auf der Hauptversammlung genehmigt. Die Aktien von TUI fielen am Vormittag um 5,6 Prozent auf 15,10 Euro.
328 Millionen Aktien sollen ausgegeben werden
Es sollen insgesamt rund 328 Millionen Aktien zu einem Preis von 5,55 Euro je Aktie ausgegeben werden. Aktionäre haben vom 28. März bis zum 17. April die Möglichkeit, ihr Bezugsrecht auszuüben und dabei für je drei vorhandene Aktien acht neue Aktien zu erwerben. Der Hauptaktionär Alexej Mordaschow, der aufgrund der Sanktionen im Zusammenhang mit dem Ukraine-Krieg keine Aktien zeichnen darf, ist ausgeschlossen. Laut den neuesten Unternehmensangaben hält er indirekt über verschiedene Unternehmen fast 31 Prozent an TUI.
Die Erlöse aus der Kapitalerhöhung sollen dazu verwendet werden, die Schulden bei WSF abzuzahlen, wodurch insgesamt rund 750 Millionen Euro an den WSF zurückfließen sollen. Darüber hinaus plant TUI, rund 440 Millionen Euro Kredit an die Förderbank KfW zurückzuzahlen und eine weitere Kreditlinie bei Banken erheblich zu reduzieren. Die Bundesregierung hatte auch die Lufthansa während der Corona-Krise unterstützt. Die Fluggesellschaft konnte die stillen Einlagen bereits Ende 2021 vollständig zurückzahlen. Im September verkaufte der WSF dann seine verbleibende Beteiligung und zog sich somit aus der Lufthansa zurück.
Gute Bilanzstruktur
TUI-Chef Sebastian Ebel äußerte sich positiv zur finanziellen Stabilität des Unternehmens und betonte, dass die Bemühungen, die Profitabilität des Konzerns weiter zu steigern, erfolgreich waren. „Die Buchungszahlen sind nach wie vor vielversprechend.“ Im Dezember hatte Ebel eine Vereinbarung mit der Bundesregierung getroffen, die vorsieht, dass die staatlichen Hilfen spätestens bis Ende 2023 zurückgezahlt werden.
Jürgen Molnar, Kapitalmarktstratege bei Robo Markets, bezeichnete die getroffenen Maßnahmen insgesamt als sinnvoll. „Wenn in den kommenden Quartalsberichten wieder Gewinne verzeichnet werden, könnte TUI die schwierige Pandemiezeit endgültig hinter sich lassen“, fügte er hinzu. Momentan sieht es auf dem Tourismus-Sektor wieder besser aus. Nach der Corona-Pandemie möchten viele Menschen wieder verreisen und einen angenehmen Urlaub verbringen. Trotz des anhaltenden Ukraine-Krieges sieht das Unternehmen wieder positiv in die Zukunft.