Die nordrhein-westfälischen Volks- und Raiffeisenbanken verzeichneten im schwierigen wirtschaftlichen Umfeld des Jahres 2023 ein Wachstum von 2,5 % bei ihren Finanzierungsaktivitäten. Besonders hervorzuheben ist, dass gewerbliche Kredite überproportional um 4,3 % zunahmen. Trotz internationaler Krisen und einer anhaltenden Rezession erwiesen sich diese Banken als stabilisierender Faktor für ihre jeweiligen Regionen. Das Kreditvolumen stieg auf 114,5 Mrd. Euro, während die gewerblichen Finanzierungen auf rund 61 Mrd. Euro anwuchsen. Die gesamte Bilanzsumme in Nordrhein-Westfalen erhöhte sich um 1,1 % auf 164,6 Mrd. Euro. Die durchschnittliche Bilanzsumme der 92 Kreditgenossenschaften belief sich auf 1,8 Mrd. Euro.
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Volks- und Raiffeisenbanken bieten umfassende finanzielle Versorgung
„In dieser Zeit des Wandels, die von Umbrüchen geprägt ist, stellt die Kontinuität eines verlässlichen Bankpartners auf der Einlagen- und Kreditseite einen entscheidenden Stabilitätsfaktor für die Kundinnen und Kunden dar“, kommentierte Katja Lewalter-Düssel, Vorstandsmitglied im Genoverband, die Entwicklung. „Dies wird durch das Wachstum des Kundenportfolios deutlich. Trotz des Wettbewerbs durch zeitlich begrenzte Lock-Zins-Angebote konnten die genossenschaftlichen Ortsbanken in NRW auch bei den Einlagen um 1,0 % auf 115,1 Mrd. Euro zulegen.“ Das betreute Kundenvolumen, das auch das Vermittlungsgeschäft an Unternehmen der genossenschaftlichen FinanzGruppe wie die DZ Bank, die Bausparkasse Schwäbisch Hall, die R+V Versicherung und die Fondsgesellschaft Union Investment umfasst, wuchs um 4,3 % auf 331,9 Mrd. Euro. „Die Volksbanken und Raiffeisenbanken bieten mit ihrer genossenschaftlichen Finanzgruppe flächendeckend eine umfassende finanzielle Versorgung vor Ort und ermöglichen gleichzeitig den Brückenschlag zur Wertschöpfung auf den globalen Märkten“, betonte Lewalter-Düssel.
Mittelstand ist eine Stütze der Konjunktur
Der Dienstleistungssektor inklusive der freien Berufe beansprucht mit rund 58 % den größten Anteil am gewerblichen Kreditgeschäft. Diese Finanzierungen verzeichneten mit einem Anstieg von 6,1 % ebenfalls überdurchschnittliches Wachstum. An zweiter Stelle im Branchenranking steht das Baugewerbe, das knapp 10 % der Finanzierungen ausmacht. Trotz eines Rückgangs auf dem Immobilienmarkt verzeichnete das Baugewerbe ein Plus von 5,6 %. Allerdings lag dieser Wert im Vorjahr noch bei 13,1 %. Insgesamt stieg das gewerbliche Kreditgeschäft im Jahr 2022 um 8,3 %.
„Die wirtschaftlichen Auswirkungen verschiedener Krisen belasten die Wirtschaft: Höhere Zinsen und die hohe Volatilität der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen führten im Laufe des Jahres zu einem Rückgang der Kreditnachfrage. Die gewerblichen Kunden sind verständlicherweise bei ihren Investitionen zurückhaltend. Dennoch zeigt das deutliche Wachstum dieser Finanzierungen, dass der Mittelstand eine wichtige Stütze für die Konjunktur und die Lebensfähigkeit der Regionen ist“, sagte Katja Lewalter-Düssel.
Im Bereich der privaten Immobilienfinanzierungen betrug das Wachstum im Jahr 2023 immerhin 1,4 %. Im Vorjahr waren es 5,8 %. „Der Erwerb von Wohneigentum gestaltet sich unter den gegebenen Umständen herausfordernd: Neben den gestiegenen Zinsen gibt es auch höhere Bau- und Materialkosten. Darüber hinaus schlagen auch energetische Sanierungsmaßnahmen zu Buche“, analysierte das Vorstandsmitglied des Genoverbandes. „Allerdings zeigen sich vergleichsweise leichte Rückgänge bei den Immobilienpreisen.“
Ein Plus von 329 % bei Festgeldern mit einem Jahr Laufzeit
Der Anteil der Festgeldanlagen in den verschiedenen Laufzeitklassen stieg bei den Kundeneinlagen von 5,8 % auf 20,8 %. Diese Verschiebung ist hauptsächlich auf Festgelder mit einer Laufzeit von bis zu einem Jahr zurückzuführen, die um 329 % auf 19,1 Mrd. Euro zunahmen. Infolgedessen sanken die täglich fälligen Gelder um 13,5 % auf 70,6 Mrd. Euro. „Die verstärkte Nutzung von Festgeldern zeigt das gestiegene Interesse der Kundinnen und Kunden an einer intensiveren Zusammenarbeit mit den nordrhein-westfälischen Kreditgenossenschaften“, betonte Lewalter-Düssel. „Trotz des nach wie vor hohen Anteils an täglich fälligen Geldern ist es jedoch weiterhin wichtig, für eine breitere Diversifikation ihrer Anlagen zu werben. Dazu sollten auch kapitalmarktorientierte Investments gehören. Wer ausschließlich auf klassische Zinserträge setzt, wird nur Renditen erzielen, die unterhalb der Inflationsrate liegen. Es ist ein ausgewogener Anlagemix erforderlich.“
In Bezug auf die Kommunikation dieses Sachverhalts mit den Kunden sieht sie die Genossenschaftsbanken aufgrund ihres gesetzlich verankerten Förderauftrags in einer aktiven Rolle: „Die persönliche Betreuung in langjährigen Kundenbeziehungen bildet die Grundlage für verständliche und bedarfsgerechte Produktangebote. Dies macht die Volks- und Raiffeisenbanken äußerst attraktiv für Menschen aus allen Gesellschaftsschichten: in sämtlichen Regionen, Branchen und sozialen Gruppen.“