Wer seine Ersparnisse zur Bank bringt, bekommt dafür kaum noch Zinsen. Seit geraumer Zeit verweisen viele große Banken zur Begründung auf die gesunkenen Zinsen am Kapitalmarkt. Da sie selbst kaum eine Rendite erzielen könnten, so die Argumentation der Geldhäuser, seien auch für Sparer nur Minizinsen drin.
Wenn man jedoch mit seinem Konto ins Minus gerät und den Dispokredit in Anspruch nimmt, dann ist von niedrigen Zinsen plötzlich keine Rede mehr – dann langen viele Großbanken noch immer so kräftig zu wie vor Jahren – gerade so, als hätte sich am allgemeinen Zinsniveau in der Zwischenzeit nichts verändert.
Die Diskrepanz zwischen Minizinsen für Spareinlagen und noch immer häufig zweistelligen Dispozinsen ist offensichtlich. Die Banken verdienen Hunderte Millionen Euro pro Jahr mit überteuerten Dispokrediten. Doch reden möchten sie darüber am liebsten nicht. So stieß auch die Redaktion der Zeitschrift „Finanztest“ auf eine regelrechte Mauer des Schweigens. Die Tester wollten – wie in jedem Jahr – die Dispozinsen von rund 1.500 Banken in ganz Deutschland ermitteln. Sie fragten daher bei den Instituten nach den aktuellen Konditionen. Gerade mal ein Drittel der Geldhäuser stellte die Daten zur Verfügung, zwei Drittel der Banken machten hingegen keine Angaben.
Schämen sich die Banken also für ihre Dispozinsen? Es sieht tatsächlich so aus. Viele Banken veröffentlichten die Zinssätze lange Zeit noch nicht einmal auf ihrer Webseite. Fast ein Drittel verfuhr so, als die Zeitschrift „Finanztest“ eine entsprechende Untersuchung startete. Die Tester fanden nämlich keinerlei Angaben zu den Dispozinsen auf den Webseiten von Hunderten Banken. Abhilfe schafften erst persönliche Besuche von Testern in den Bankfilialen.
Die Schlussfolgerung liegt auf der Hand: Die Banken wollen ihre hohen Dispozinsen am liebsten verheimlichen. Und daran hat scheinbar auch das groß angekündigte Gesetz gegen Dispoabzocke nichts geändert. Wer sich nicht länger über hohe Dispozinsen ärgern, sondern aktiv werden möchte, der sollte die Konditionen bei seiner Bank erfragen – und dann im Zweifel lieber einen Ratenkredit aufnehmen. Der ist spürbar günstiger und eignet sich hervorragend, um das Girokonto auszugleichen.