Seit dem Beginn des Jahres 2022 verzeichnen die Zinsen für Baufinanzierungen einen Anstieg. Dennoch sind die aktuellen Zinssätze im historischen Kontext nach wie vor vergleichsweise moderat. Wie entwickelt sich die Situation also weiter? Der Zinsexperte Michael Neumann geht davon aus, dass die Zinsspanne für ein Hypothekendarlehen mit einer Laufzeit von 10 Jahren sich voraussichtlich im Bereich von 4 bis 4,5 % bewegen wird. Neumann betont, dass die bevorstehenden Zinserhöhungen durch die EZB noch nicht in den aktuellen Kreditkonditionen berücksichtigt sind. Aus diesem Grund erwartet er eine Tendenz zu steigenden Zinssätzen für Baufinanzierungen.
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Das ist für Käufer und Anschlussfinanzierer wichtig
Die Suche nach dem optimalen Zeitpunkt für einen Immobilienkauf gestaltet sich als Herausforderung. Derzeit stehen wir vor einer Situation, in der die Kreditzinsen ansteigen und die Immobilienpreise stabil bleiben.
Trotz der erhöhten Baufinanzierungszinsen empfehlen wir potenziellen Käufern und Bauherren nachdrücklich, eine anfängliche Tilgungsrate von mindestens 2 % zu wählen. Ebenfalls empfiehlt sich eine möglichst langfristige Zinsbindung von mindestens 15 Jahren. Dies ist besonders sinnvoll, da die aktuellen Zinssätze nur marginal von denen für eine kürzere Zinsbindung abweichen. Eine solche Entscheidung ermöglicht es Ihnen, den immer noch vergleichsweise günstigen Baufinanzierungszins über einen ausgedehnten Zeitraum zu sichern und parallel eine erhebliche Summe des Darlehens zurückzuzahlen.
Immobilienpreis muss passen
Die finanzielle Übereinstimmung mit dem Budget ist ein entscheidendes Kriterium für den Kauf einer Immobilie. Es kann problematisch werden, wenn der Käufer sich die Immobilie in Wirklichkeit nicht leisten kann, sei es aufgrund fehlenden oder unzureichenden Eigenkapitals und einer ungünstigen Zusammenstellung der Baufinanzierung.
Für einen Laien ist es oft schwierig festzustellen, ob eine Immobilie zu teuer angeboten wird oder nicht. Ein Weg, Klarheit über Immobilienpreise zu erlangen, besteht darin, einen Gutachter hinzuzuziehen. Während der Besichtigung kann dieser die Bausubstanz bewerten, mögliche Sanierungskosten einschätzen und somit ermitteln, ob der geforderte Kaufpreis angemessen ist.
Vorsicht bei der Anschlussfinanzierung
Stehen Sie kurz vor der Anschlussfinanzierung, bekommen Sie in aller Regel Ihre Anschlussfinanzierung 2023 zu einem niedrigeren Zinssatz als Ihre Erstfinanzierung vor 10 oder 15 Jahren. Wenn Sie sich dafür entscheiden, Ihre Finanzierung zu einer günstigeren Bank umzuschulden, ist es sehr wahrscheinlich, dass Sie von einem verbesserten Zinssatz profitieren werden – ähnlich wie ein Neukunde bei einem Telekommunikationsanbieter. Dank dieses günstigeren Zinssatzes haben Sie die Möglichkeit, eine höhere Tilgung vorzunehmen, was wiederum dazu führt, dass Sie Ihre ausstehende Schuld schneller zurückzahlen können.
Von größerer Bedeutung ist jedoch die Gesamtsumme der Zinsen, die Sie während der Laufzeit des vereinbarten Sollzinsbindungszeitraums an die Bank entrichten. Unser Beispiel verdeutlicht, dass eine Umschuldung dazu führen kann, dass Sie etwa 50 % weniger Zinsen an die Bank zahlen müssen. Daher ist es oft empfehlenswert, bei einer Anschlussfinanzierung den Wechsel zu einer neuen Bank in Betracht zu ziehen. Eine Verlängerung der Finanzierungsdauer bei Ihrer aktuellen Bank, also eine sogenannte Prolongation, rechnet sich in vielen Fällen nicht.
Ruhe bewahren
Nehmen Sie sich Zeit, um Ihre Kaufentscheidung zu treffen, trotz der gegenwärtigen Zinsprognosen. Dennoch sollten Sie auch bedenken, dass es möglicherweise nicht mehr allzu lange dauert, bis die Kosten für die Immobilienfinanzierung in den kommenden Jahren steigen könnten.