Nachdem China seinen 14. Fünfjahresplan veröffentlicht hat, müssen die Abnehmer in diversen chinesischen Branchen nunmehr von einem höheren Forderungsausfallrisiko ausgehen. Dieses Ergebnis hat eine Analyse des internationalen Kreditversicherers Atradius festgestellt. Hierzu gehören insbesondere Unternehmen mit überholten Technologien, wie zum Beispiel in der Stahlindustrie, der Metallverarbeitung, dem Schiffsbau, der Chemie und auch der Elektroindustrie. Diese stehen aktuell nicht mehr im Fokus der chinesischen Regierung und könnten daher Liquiditätsprobleme bekommen. So ist nicht auszuschließen, dass die Kunden aus diesen Bereichen Zahlungsausfälle hinnehmen müssen.
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Es drohen Liquiditätsprobleme wegen fehlender staatlicher Unterstützung
China verfolgt das Ziel, sich mit Hochtechnologie von den westlichen Volkswirtschaften unabhängiger zu machen. Der neue Schwerpunkt liegt bei erneuerbaren Energien, Umweltschutz und Computerchips. Chinas Regierung hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2060 CO2-neutral zu werden. Somit wird sich das Land langsam aus den traditionellen Industriebranchen zurückziehen. Dabei werden Unternehmen mit ressourcen- und schadstoffintensiven Industrieanlagen weitgehend den Risiken des Marktes überlasse, ohne staatliche Hilfe.
Insbesondere die Stahlindustrie ist hiervon betroffen. Diese Traditionsunternehmen müssen nun unter deutlich schwierigeren Bedingungen ihre Geschäfte fortführen. Die Folge ist, dass die Lieferanten im Ausland mit Zahlungsverspätungen oder gar Zahlungsausfällen rechnen müssen.
Verhältnismäßig gute Exportchancen für Autos
Die veränderte Wirtschaftspolitik von China wird sich auch auf das deutsche Ausfuhrgeschäft auswirken. Momentan profitieren noch die deutschen Exportchancen in Bezug auf die Automobilbranche, der Maschinenbauindustrie, Datenverarbeitungssysteme, Computer und Elektroteile. Die Nachfrage wird auch in Zukunft gegeben sein. Andererseits wird es einen neuen Konkurrenzdruck durch neue chinesische Akteure geben.
Trotz der Corona-Pandemie ist der Konsum in China zuletzt um 3,4 % gestiegen, wovon vornehmlich die Automobilindustrie profitierte. Besonders Transportfahrzeuge wurden von chinesischen Kunden stark nachgefragt. Jedoch müssen die ausländischen Firmen lange auf einen Zahlungseingang warten. Im Maschinenbau sind es meist moderne Umwelttechnologien, die nachgefragt werden. Aber auch hier gibt es schon einen leichten Rückgang, da China selbst eigene Technologien entwickelt. Die Zahlungen lassen auch hier auf sich warten.
Die Datenverarbeitungssysteme stellen die drittgrößte Warengruppe des deutschen Außenhandels dar. Atradius Experten gehen davon aus, dass zwar die Nachfrage nach Computerchips weiterhin besteht, jedoch die Nachfrage nach elektronischen Komponenten, wie LEDs, zurückgehen wird. Grund für Chinas Eigenentwicklungen dürfte auch der Streit zwischen China und den USA sein. Somit werden die eigenen Produktionskapazitäten hier gestärkt, sodass die Nachfrage sich verringern wird.
Chinas BIP wächst um etwa 8,4 %
Aufgrund des Strukturwandels in der chinesischen Wirtschaft ist festzustellen, dass die benötigten Investitionen in neue Technologien problemlos vom chinesischen Staat finanziert werden kann. Es herrschen stabile Wachstumsraten und selbst in der Corona-Pandemie wuchs die Wirtschaft um 2,3 %. Im kommenden Jahr rechnet Atradius mit einem Anstieg des BIP von 8,4 %.
Hoher Verschuldungsgrad kleinerer chinesischer Unternehmen
Exporteure sollten jedoch immer den hohen Verschuldungsgrad kleiner und mittleren chinesischen Unternehmen im Auge behalten. Beispielsweise verdreifachte sich das Volumen von ausgefallenen Firmenanleihen chinesischer Unternehmen von 2020 gegen über 2019. Die Kreditaufnahme wird immer schwieriger für diese Firmen. Zahlreiche chinesische Unternehmen beschaffen sich die Finanzmittel über sogenannte Schattenbanken, die außerhalb des herkömmlichen Bankensystems agieren. Dafür müssen diese dann aber höhere Zinsen zahlen. Für ausländische Kunden steigt somit das Risiko von Zahlungsausfällen deutlich.