Der bekannte Sender ZDF zeigt in einem Film von Marcel Martschoke und Jens Niehuss den schweren Weg aus der Krise einiger Menschen auf. Mittlerweile sind rund 7 Millionen Deutsche überschuldet. Dabei sind die wirtschaftlichen Folgen der Corona-Pandemie noch nicht mit eingerechnet. Die Zahlen werden wahrscheinlich noch höher ausfallen. Die Sendung 37 Grad zeigt auf, welche Schicksale hinter diesen Zahlen stecken. Der Zuschauer erfährt, wie es ist, vom eigenen Schuldenberg erdrückt zu werden. Viele wissen einfach nicht weiter. Hier wird deutlich, wenn man aus eigenem Verschulden oder unschuldig in groß Not gerät.
Inhalt
Der Fall Jessica aus Tübingen
Jessica ist 26 Jahre und lebt in Tübingen. Als junger Mensch hat sie mit 18 Jahren alles haben wollen. Zunächst waren es Handyverträge, eine eigene Wohnung, schicke Kleidung und Urlaube. Diese wurden alle über Kredite finanziert. Hinzu kamen noch Ratenzahlungen und Käufe auf Rechnung. Nach nunmehr zwei Jahren steht Jessica vor einem riesigen Schuldenberg. Der Besuch des Gerichtsvollziehers ist schon Normalität. Selbst ihre Mutter kann nicht mehr weiterhelfen.
Die Folgen zeichnen sich auch gesundheitlich ab. Schließlich kommt noch der Sohn Latif zur Welt. Nun wird es Zeit, die Schulden loszuwerden. Jessica spart eisern und dennoch ist ein Neuanfang fast unmöglich. Der SCHUFA-Score ist überaus miserabel. Aktuell ist sogar noch das Konto gepfändet. Problematisch wird es, als sie einen Kita-Platz benötigt, um überhaupt wieder arbeiten gehen zu können. Sie ist gelernte Restaurantfachfrau. Doch Corona macht ihr auch hier einen Strich durch die Rechnung.
Der Fall der Sven und Andrea
Sven ist 51, seine Frau Andrea 47. Sie haben vier Kinder und wohnen in Pforzheim. Sven hat schon Schulden mit in die Ehe gebracht und muss seine schwerkranke Mutter bis zu ihrem Tode pflegen. Für die Pflege geht er in Vorleistung, wobei die Krankenkasse leider nicht viel übernimmt. Die Schulden häufen sich. Zinsen und Zinseszinsen wachsen an, sodass neue Kredite folgen. Die Familie hat nun 47.000 € Schulden. Sven arbeitet fast 12 Stunden am Tag als Apotheken-Ausfahrer. Der Verdienst reicht für die Familie jedoch keinesfalls aus. Seine Frau kann an manchen Tagen nur etwas kochen, wenn sie zuvor Pfandflaschen eingesammelt hat.
Auch für die Kinder ist die Zeit schwer. So wünscht sich der 16-jährige Sohn lediglich Batterien zu seinem Geburtstag. Sven muss bei Sozialstellen nach Essensmarken fragen. Verständlicherweise möchte auch er aus den Schulden herauskommen. Ein Berater der Diakonie hilft ihm und öffnet ihm auch die Augen. Er hatte bisher zu viel verdrängt. Als Schuldnerberater muss dieser kistenweise Mahnschreiben sortieren. Als Lösung bietet sich die Privatinsolvenz an. Dann steht die Familie wieder bei null.
Der Fall Andrea
Andrea ist 57 Jahre alt, lebt in München und hat drei Töchter. Sie erkrankt als Alleinerziehende zudem noch an Krebs. Arbeit, Erziehung und die Krebserkrankung machen Angst vor der Zukunft. Ihre Schulden beginnen damit, als sie für einen Umzug einen Kredit aufnimmt. Obwohl sie ihre Krankheit besiegen konnte, kann sie aufgrund der Folge-Erkrankungen keinen Beruf mehr aufnehmen.
Auch hier bleiben die vielen Mahnschreiben ungeöffnet. Mit aller Kraft nimmt Andrea eine Arbeit an und versucht, aus dem Schuldenstrudel zu kommen. 37 Grad erzählt auch diese Geschichte und vermittelt das Gefühl, wie es ist, als Versager dazustehen.
Die Sendung ist in der ZDFmediathek abrufbar.