Die aktuelle Zinslage ist insbesondere für Immobilienbesitzer bedrohlich. Man spricht schon von unbezahlbaren Zinsen, sodass vielen Eigentümer sogar eine Zwangsversteigerung droht. Besonders problematisch sind in diesem Fall die Anschlussfinanzierungen. In der Niedrigzinsphase haben sich Immobilienkäufer und -besitzer kaum Gedanken um mögliche Auswirkungen auf die Zinslage gemacht. Viele dachten, es gehe mit günstigen Krediten immer so weiter. Die aktuelle Inflation hat jedoch den Traum vieler Immobilienbesitzer und auch -käufer zunichte gemacht. Hierbei geht es in erster Linie um die Anschlussfinanzierung, die angesichts steigender Zinsen vielen Sorgen bereitet. Es ist bei etlichen Kreditnehmern fraglich, ob sie künftige monatliche Raten überhaupt noch zahlen können.
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Sozialer Notstand wegen Zinserhöhung befürchtet
Liane Buchholz, die Präsidentin eines Verbandes von Sparkassen, warnte bereits im letzten Jahr davor, dass aufgrund der Zinserhöhung viele Menschen ihr Eigenheim verlieren könnten. Auch die Europäische Kommission hat inzwischen ein Auge auf diese Entwicklung geworfen. EU-Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni sagte dem Handelsblatt: „Ich befürchte, dass es zu einer sozialen Notlage kommen könnte.“
In Deutschland sind viele Hausbesitzer betroffen, wie die Wirtschaftszeitung unter Bezugnahme auf Daten der European Mortgage Federation berichtet. Im ersten Quartal 2023 hatten etwa 17 Prozent der neu abgeschlossenen Verträge eine Zinsbindung von weniger als einem Jahr, und weitere zehn Prozent hatten eine Laufzeit von ein bis fünf Jahren.
Besonders in Mitleidenschaft gezogen werden Hausbesitzer, die in Zeiten niedriger Zinsen Kredite aufgenommen haben und deren Zinsbindungsfrist nun endet. Abhängig von den Zinsen und der Tilgung kann die monatliche Zusatzbelastung nach Expertenberechnungen etwa 1000 Euro betragen.
Keine Angst vor massiven Notverkäufen
Personen, die von Anfang an bis an die Grenze ihrer finanziellen Möglichkeiten gegangen sind, um eine Immobilie zu erwerben, könnten in Zukunft vor finanziellen Herausforderungen stehen. Dies erklärte Björn Pätzold von Dr. Klein, einem Unternehmen für Immobilienfinanzierungen, gegenüber dem Handelsblatt. Experten gehen angesichts gestiegener Haushaltseinkommen jedoch nicht von einer massenhaften Notverkäufen und Zwangsversteigerungen aus.
Dennoch fordert Dorothea Mohn vom Verbraucherzentrale Bundesverband (VZBV) konkrete Unterstützungsmaßnahmen, um Schuldner dabei zu unterstützen, ihre Kredite und Immobilien zu behalten. Als Beispiel nennt sie Förderkredite von der bundeseigenen Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW).
Vorsichtig bei Hypothekendarlehen mit variablem Zins
Jedoch sind größere Risiken bei Hypothekendarlehen mit variablen Zinssätzen zu verzeichnen. „In vielen Fällen besteht tatsächlich die Gefahr von Zwangsversteigerungen und im schlimmsten Fall von Privatinsolvenz“, warnt Patrik-Ludwig Hantzsch von der Creditreform-Wirtschaftsforschung.
Da variable Hypothekenzinsen laufend an die Zinssätze der Europäischen Zentralbank angepasst werden, spüren Betroffene Zinserhöhungen unmittelbar. Selbst vorübergehende Wertsteigerungen der Immobilie können die gestiegenen Zinskosten in diesem Fall nicht kompensieren.
Bei Anschlussfinanzierung aufpassen
Wer aktuell auf eine Anschlussfinanzierung angewiesen ist, der sollte auf jeden Fall einen umfassenden Kreditvergleich vornehmen. Generell ist davon auszugehen, dass neue Kredite durchaus teurer geworden sind. Jedoch kann man auch hier die Kosten durch einen Vergleich etwas abmildern. Es ist ratsam zu überlegen, ob man einen neuen Kredit nicht mit längerer Zinsbindung wählt. Immerhin ist in den nächsten Jahren nicht unbedingt mit einer Zinssenkung zu rechnen. Es wird eher von einer noch weiteren Zinssteigung ausgegangen. Aus diesem Grund sollte die neue Hypothekenaufnahme gut geplant werden. Kreditvergleichsportale können hier weiterhelfen.