Volltilgerdarlehen bieten beim Kauf eines Hauses oder einer Eigentumswohnung den Vorteil, dass keine Anschlussfinanzierung benötigt wird. Allerdings taucht hier dann in der Regel schnell die Frage auf, wie ein Volltilgerdarlehen aussieht beziehungsweise wann die Aufnahme eines derartigen Darlehen sinnvoll ist und wann besser auf eine Alternative ausgewichen wird.
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Volltilgerdarlehen
Bei einem Volltilgerdarlehen ist keine Anschlussfinanzierung notwendig; die Kreditschuld wird hier „voll getilgt“.
Der Kauf einer Immobilie ist selten komplett ohne Kredit möglich. Damit sich der Traum vom Eigenheim dennoch erfüllt, ist somit der Abschluss eines Darlehensvertrages im Regelfall unumgänglich. Dabei verhält es sich oftmals so, dass die Kreditnehmer so schnell wie möglich schuldenfrei sein möchten.
Bei einem herkömmlichen Immobiliendarlehen verhält es sich im Regelfall jedoch so, dass eine Zinsbindung maximal für etwa zehn bis zwölf oder auch 15 Jahre möglich ist. Ist die Zinsbindung abgelaufen, wird somit eine Anschlussfinanzierung notwendig. Dementsprechend begleicht der Kreditnehmer hier für eine recht lange Zeit jeden Monat die anfallenden Kreditraten.
Bei einem Volltilgerdarlehen verhält es sich dagegen anders. Wie die Bezeichnung bereits andeutet, wird der Kredit „voll getilgt“. Das bedeutet dass die Kreditschuld während der Darlehenslaufzeit vollständig beglichen wird. Möglich ist das durch einen dementsprechend hohen Tilgungsanteil.
Sinnvoll oder nicht?
Ein Volltilgerdarlehen ist vor allem für die Darlehensnehmer eine gute Wahl, die eine schnelle Schuldenfreiheit bevorzugen.
Bevor angehende Kreditnehmer sich Gedanken darüber machen, ob die Aufnahme eines solchen Darlehens sinnvoll ist oder nicht, bietet es sich an, hier zunächst einmal die diversen Vor- und Nachteile zu beachten, die ein derartiges Darlehen mit sich bringt.
So geht der Kreditnehmer bei einem Volltilgerdarlehen kein Zinsänderungsrisiko ein. Der Hintergrund hierfür ist simpel: Der Zinssatz, der bei Vertragsabschluss vereinbart wurde, bleibt während der kompletten Darlehenslaufzeit bestehen. Da der Kredit dann vollständig zurück bezahlt ist und keine Anschlussfinanzierung notwendig wird, ist es für den Darlehensnehmer vollkommen irrelevant, wie sich die Zinsen auf dem Finanzmarkt ändern.
Dementsprechend profitiert man bei einem Volltilgerdarlehen auch von einer sehr hohen Planungssicherheit: Hier stehen die Höhe der Zinsen sowie ebenfalls der Tilgung bereits von Anfang an fest und es ändert sich nichts.
Ein weiterer Pluspunkt eines solchen Kredits ist, dass somit keine Restschuld bestehen bleibt. Hier wird schlicht und einfach sofort der vollständige Kaufpreis beglichen.
Des Weiteren ist es ebenfalls möglich, ein Volltilgerdarlehen als Anschlussfinanzierung zu nutzen.
Allerdings existieren neben den diversen Vorteilen auch gewichtige Nachteile bei einem Volltilgerdarlehen, die unbedingt berücksichtigt werden sollten. Dazu gehört, dass zur Finanzierung des Kaufpreises ein dementsprechend höherer, fester Tilgungsbetrag notwendig ist. Dieser wiederum sorgt dafür, dass die monatlichen Ratenzahlungen höher ausfallen und das eigene Budget jeden Monat recht stark belastet wird.
Dazu kommt, dass Volltilgerdarlehen recht unflexibel sind. So ist es hier zum Beispiel nicht möglich, Sondertilgungen zu leisten. Sondertilgungen sind jedoch eine gute Option, um die Darlehenssumme früher als gedacht zurück zu bezahlen, wodurch ebenfalls Zinsen gespart werden.
Außerdem werden bei einem solchen Darlehen von den meisten Banken keine Tilgungspausen akzeptiert.
Unter Einbeziehung der verschiedenen Vor- und Nachteile wird somit auch deutlich, wann ein Volltilgerdarlehen sinnvoll ist und wann besser von einem solchen Kredit abgesehen werden sollte.
So ist ein Volltilgerdarlehen dann eine gute Wahl, wenn man jeden Monat eine gleichbleibende Rate wünscht und mit nur einem einzigen Darlehen die komplette Kreditschuld abbezahlen möchte. Ein Volltilgerdarlehen wendet sich somit auch an die Antragsteller, die keine Anschlussfinanzierung wünschen. Wer schnell schuldenfrei sein möchte. Der liegt mit einem solchen Darlehen somit sicherlich richtig.
Allerdings sollte diese Darlehensart lediglich von den Personen ausgewählt werden, denen es keine Probleme bereitet, jeden Monat eine relativ hohe Rate zu begleichen. Außerdem sollten keine Ansprüche hinsichtlich einer hohe Flexibilität vorhanden sein.
Zinsen beachten
Bei Abschluss eines Volltilgerdarlehen sollte unbedingt der derzeitige Zinssatz beachtet werden. Denn je niedriger dieser ausfällt, desto höher kann die Tilgung ausfallen. Herrscht dagegen im Moment eine Hochzinsphase, dann muss entweder die Tilgung herabgesetzt oder eine dementsprechend höhere Rate beglichen werden.
Somit empfiehlt es sich, sofern machbar, mit dem Erwerb der Immobilie abzuwarten, bis die Zinsen günstiger stehen.
Wann ist es keine gute Wahl?
Ein Volltilgerdarlehen, kann, muss jedoch nicht unbedingt eine gute Wahl sein.
Wer einen hohen Wert auf eine hohe Flexibilität legt, ist mit einem Volltilgerdarlehen sicherlich schlecht bedient. Dies gilt ebenfalls dann, wenn es dem Antragsteller nicht möglich ist, die hier anfallende, recht hohe, monatliche Rate zu begleichen.
In diesen Fällen empfiehlt es sich eher, eine herkömmliche Immobilienfinanzierung, wie etwa ein klassisches Annuitätendarlehen, auszuwählen. Hier ist die Finanzierung mit einer niedrigeren Tilgung und somit auch einer niedrigeren, monatlichen Rate möglich. Außerdem wird bei einem Annuitätendarlehen, zunächst eine feste Zinsbindung vereinbart; erst nach etwa zehn Jahren oder mehr wird hier somit eine Anschlussfinanzierung fällig.
Dazu kommt, dass bei einem Annuitätendarlehen die Banken in der Regel die verschiedensten Sonderleistungen anbieten. Dazu gehört zum Beispiel die Möglichkeit kostenfreier Sondertilgungen, die Anpassung der Tilgung sowie das Aussetzen einer Monatsrate im Bedarfsfall. Auf diese Weise ist es einfach und unkompliziert möglich, das Darlehen, in einem gewissen Umfang, nach der eigenen, persönlichen sowie finanziellen Situation auszurichten.
Im Allgemeinen verhält es sich so, dass die Banken eher Annuitätendarlehen vergeben als Volltilgerdarlehen. Allerdings kann auch die zuletzt genannte Kreditform eine sehr gute Wahl darstellen; sofern es keine Probleme bereitet, die diversen Bedingungen zu erfüllen.
Voraussetzungen
Beachtet werden muss ebenfalls, dass angehende Kreditnehmer verschiedene Voraussetzungen erfüllen müssen, um den gewünschten Kredit zu erhalten.
Um jedoch ein Volltilgerdarlehen zu erhalten, müssen angehende Kreditnehmer jedoch auch hier, wie ebenfalls bei anderen Finanzierungsformen, verschiedene Voraussetzungen erfüllen. Diese variieren zwar je nach Bank, jedoch gibt es einige Punkte, die gemeinhin verlangt werden.
Dazu gehört zum Beispiel ein sicheres, regelmäßiges Einkommen sowie eine positive Auskunft der Schufa und eine gute Bonität. Aber auch auf ein deutsches Girokonto und einen deutschen Wohnsitz wird in der Regel ein hoher Wert gelegt.
Antragsteller, denen es nicht möglich ist, die jeweiligen Voraussetzungen zu erfüllen, müssen zumeist mit einer Kreditabsage rechnen. Allerdings ist es durchaus möglich, bei einer weiteren Bank ein Darlehensangebot einzuholen. Unter Umständen kann es durchaus sein, dass das Kreditinstitut dem Antrag zustimmt. Ist das jedoch auch nicht der Fall, ist es immer noch nicht unbedingt notwendig, von dem gewünschten Darlehen abzusehen.
Ist es möglich, einen Bürgen oder zweiten Kreditnehmer dazu zu ziehen, der seinerseits die verschiedenen Voraussetzungen, die die Banken vorschreiben, erfüllt, dann steht einer erfolgreichen Darlehensvergabe in der Regel kaum mehr etwas im Wege.