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Was ist ein Fremdwährungskredit?
Was ist ein Fremdwährungskredit und wozu kann dieser eingesetzt werden?
Es handelt sich bei einem Fremdwährungskredit um eine Art von Kredit, welche in einer Fremdwährung aufgenommen wird, um sich daraus finanzielle Vorteile zu verschaffen. Es handelt sich bei der Währung, in welcher der Kredit aufgenommen wird, also nicht um den Euro. Häufig werden Fremdwährungskredite in Yen, US-Dollar oder Franken aufgenommen. Typischerweise werden Fremdwährungskredite aufgenommen, um langfristige Investitionen zu tätigen. Dabei kann es sich zum Beispiel um den Kauf einer Immobilie handeln. Aber auch für die Finanzierung eines neuen Autos oder eines Grundstücks wird der Fremdwährungskredit häufig verwendet. Somit wird der Kredit eher für große Investitionen verwendet und kleine Investitionen sind ausgeschlossen.
Die Zinsen sind bei einem Fremdwährungskredit in der Regel geringer als bei einem klassischen Kredit. Die Laufzeit hingegen unterscheidet sich meist nicht groß von der Laufzeit für einen klassischen langfristigen Kredit. Unterschiede liegen bei dem Fremdwährungskredit allerdings im Modell der Rückzahlung der Kreditsumme vor. So wird der Fremdwährungskredit in der Regel fristgerecht – also zum Ende der Laufzeit in einer Summe zurückgezahlt. Die Banken und Kreditinstitute wollen dadurch kein Risiko durch regelmäßige Rückzahlungen, bei welchen Kursschwankungen auftreten können, eingehen. Die Zinsen und die sonstigen Gebühren werden allerdings regelmäßig – meist monatlich – zurückgezahlt.
Vorteile
Für wen ist ein Fremdwährungskredit geeignet und welche Vorteile ergeben sich durch diesen?
Der Fremdwährungskredit eignet sich optimal für Personen, welche ein Investment oder einen Kauf vornehmen möchten, allerdings nicht die finanziellen Mittel dafür besitzen und zugleich ein höheres Risiko eingehen möchten. Das höhere Risiko bei einem Fremdwährungskredit entsteht durch die Kursschwankungen zwischen dem Euro und der Fremdwährung, in welche die Summe, welche als Kreditsumme aufgenommen wird, erst umgetauscht werden muss. Ist der Euro also schwächer als die Fremdwährung, so kann der Kreditnehmer Verluste machen. Allerdings handelt es sich bei dem Euro generell um eine starke Währung, weshalb sich trotz des höheren Risikos einige Vorteile durch den Fremdwährungskredit ergeben. Zunächst ist die Kreditsumme meist deutlich günstiger als bei einer anderen Art von Kredit. Das liegt vor allem an dem starken Euro. Dadurch kann meist Geld eingespart werden, wenn eine Geldsumme Euro in eine Fremdwährung umgetauscht wird. Zudem ergibt sich ein weiterer Vorteil: Wird die Kreditsumme nach einigen Jahren wieder zurückgezahlt und der Euro ist zu diesem Zeitpunkt nochmals deutlich in seinem Wert gestiegen, so kann der Kreditnehmer durch die Rückzahlung ebenfalls einen Gewinn verzeichnen.
Ein weiterer Vorteil liegt in den Zinsen, welche bei Fremdwährungskrediten in der Regel deutlich geringer ausfallen. Auch das liegt an der Differenz zwischen dem Euro und der Fremdwährung. Typischerweise betragen die Zinsen für einen Fremdwährungskredit in US-Dollar circa 2,9 bis 3 %. Wird der Fremdwährungskredit in dem japanischen Yen aufgenommen, so beträgt der Zinssatz meist nur circa 1 bis 1,2 %. Dadurch kann der Antragsteller bei einem Fremdwährungskredit deutlich Kosten durch die geringeren Zinsen einsparen. Die Zinsen sind hier außerdem deutlich geringer als bei anderen Arten von Krediten, welche langfristig vergeben werden. Darüber hinaus ergibt sich ein Vorteil durch die Flexibilität des Fremdwährungskredits. So kann die Kreditsumme in der Fremdwährung bei den meisten Banken und Kreditinstituten meist je nach Bedarf in eine andere Fremdwährung umgetauscht werden. Dies ist vor allem ein Vorteil, wenn darauf spekuliert wird, dass die aktuelle Fremdwährung, in welcher der Kredit aufgenommen wurde, in den nächsten Monaten und Jahren sinken wird.
Voraussetzungen
Welche Voraussetzungen müssen für einen Fremdwährungskredit erfüllt werden?
Die Voraussetzungen für einen Fremdwährungskredit sind in der Regel etwas strenger als bei anderen Arten von Krediten, da auch die Banken durch diese Art der Kredit ein höheres Risiko eingeht. Außerdem schwanken die Voraussetzungen je nach Bank und Kreditinstitut, weshalb diese individuell bei jedem Kreditgeber überprüft werden sollten. Zu den Grundvoraussetzungen zählt jedoch das Mindestalter des Antragstellers von 18 Jahren. Häufiger kann dies jedoch auch höher sein. Minderjährige Personen erhalten in den meisten Fällen keine Chance auf einen Fremdwährungskredit. Eine weitere Grundvoraussetzung stellt der Wohnsitz in Deutschland dar. Hierbei sollte es sich um den Hauptwohnsitz handeln. Befindet sich der Hauptwohnsitz im EU-Ausland, so kann ein Fremdwährungskredit nur unter bestimmten Bedingungen beantragt werden. Zudem stellt das deutsche Bankkonto eine Voraussetzung dar, für welches natürlich auch ein Wohnsitz in Deutschland benötigt wird. Das Bankkonto wird als Referenzkonto verwendet, auf welches später die vollständige Kreditsumme in der Fremdwährung überwiesen wird. Ebenso wird dieses verwendet, um die regelmäßigen Zahlungen der Zinsen und sonstigen Gebühren durchzuführen.
Als wichtigste Voraussetzung ist allerdings die Bonität des Antragstellers zu sehen. Diese wird meist durch die Schufa-Abfrage seitens der Bank oder des Kreditinstituts durchgeführt. Durch diese wird das Verhältnis zwischen den Einnahmen beziehungsweise Einkünften sowie den Ausgaben auf allen Konten des Antragstellers überprüft. Sind die Ausgaben hier signifikant höher als die Einnahmen und Einkünfte, so kann der Antragsteller mit einer Absage seitens der Bank oder des Kreditinstituts rechnen. Außerdem werden die Verbindlichkeiten des Antragstellers überprüft. Dazu zählen auch andere Kredite, welche der Antragsteller aktuell noch abzahlen muss. Liegen zu hohe Verbindlichkeiten vor, so kann der Fremdwährungskredit dem Antragsteller ebenfalls verweigert werden.
Beantragung
Wie kann ein Fremdwährungskredit beantragt werden und auf was sollte dabei geachtet werden?
Der Fremdwährungskredit kann sowohl persönlich als auch online beantragt werden. Persönlich kann dies in einer Filiale der zuständigen Bank oder des Kreditinstituts erfolgen. Dazu werden alle wichtigen Unterlagen benötigt, zu welchen auch eine Gehaltsbescheinigung des Arbeitgebers gehört. Unter Umständen fordert die Bank oder das Kreditinstitut weitere Dokumente ein, welche die Kreditsicherheit bestätigen. Online kann ein Fremdwährungskredit jedoch deutlich schneller beantragt werden.
Es lohnt sich dabei im Voraus allerdings, einen Kreditrechner zu nutzen, in welchem alle Kredite zu der erwünschten Kreditsumme und der Laufzeit miteinander verglichen werden können. Es sollte hier auch auf die Währung geachtet werden. Im Voraus macht es Sinn, sich genau mit der Fremdwährung, in welcher der Fremdwährungskredit beantragt werden soll, zu beschäftigen, um mögliche Risiken abzuwägen. Ist der optimale Kredit gefunden, so werden alle wichtigen Daten inklusive der monatlichen Einkünfte angegeben. Anschließend erfolgt meist eine Identifikation des Antragstellers per Video-Ident-Verfahren. Auch ein Telefongespräch oder ein persönliches Gespräch können folgen. Zu guter Letzt wird die Kreditsumme nach der Bearbeitung des Antrags auf das Referenzkonto überwiesen.
Fremdwährungskredite zur Baufinanzierung
Wer zur Baufinanzierung eine sichere Variante sucht, für den eignet sich ein Fremdwährungsdarlehen nicht. Nicht nur die Zinszahlungen können stark schwanken, auch der Tilgungsbetrag kann erheblich höher ausfallen als errechnet. Ist man nicht in der Lage Mehrkosten aufzufangen, sollte man auf diese Finanzierungsmöglichkeit verzichten. Kommt ein Eurokredit wegen der höheren Zinsbelastung nicht in Frage, ist vom Fremdwährungskredit ganz abzuraten.
Dennoch erscheint ein Fremdwährungskredit als Finanzierungsmöglichkeit durchaus lukrativ zu sein, denn in einigen Staaten liegen die Zinssätze weit unter dem Niveau der Europäischen Union. Ein in Schweizer Franken oder Japanischen Yen aufgenommener Kredit verlangt wesentlich niedrigere Zinszahlungen als ein Euro-Kredit. Doch diese niedrigeren Zinskosten muss man in Verbindung mit dem Wechselkursrisiko betrachten, denn ein Fremdwährungskredit bedeutet eine Währungsspekulation.
Wer beispielsweise in der Schweiz einen Kredit von Euro 100.000 beantragt, schließt einen Vertrag über Schweizer Franken (CHF) 155.000 und erhält Euro 100.000 ausgezahlt. Dabei gilt es jedoch zu beachten, dass die Zinszahlungen und Tilgungsraten in CHF abgerechnet werden. Fällt der Wechselkurs des Euro gegenüber dem CHF auf 1,30 statt CHF 1,55, so hat man eine nahezu 20 Prozent höhere Tilgung nach Ablauf der Zinsbindung zurückzuzahlen als die ursprünglich aufgenommenen Euro 100.000, nämlich knapp Euro 120.000. Allerdings kann der Wechselkurs auch steigen und somit den Kredit durchaus verbilligen, bei einem Kurs von CHF 1,80 je Euro um fast 14 Prozent. Beim Fremdwährungskredit handelt es sich also um ein klassisches Termingeschäft mit den typischen Risiken. Wurde eine vierteljährliche Zins- und Tilgungszahlung vereinbart, kann deren Höhe also durchaus variieren.
Im Normalfall werden Fremdwährungskredite bereits vor Ende der Laufzeit getilgt bzw. in Euro konvertiert. Deshalb werden sie meist als so genannte Roll-Over-Kredite aufgebaut, die nach 3, 6 oder 12 Monaten entweder verlängert oder auch gekündigt werden können. Die Zinshöhe wird entsprechend jeweils neu vereinbart. Dabei dient der Libor den Banken als Basiszinssatz, auf den sie für Verbraucherkredite etwa 1,5 bis 2 Prozent aufschlagen. Vertragsbestandteil kann auch die Möglichkeit sein, den Kredit als Mehrwährungskredit zu handhaben, wobei beispielsweise der Kreditbetrag von Schweizer Franken in Yen umgerechnet wird. Dadurch wird dem Kreditnehmer die Möglichkeit eingeräumt, bei einer für ihn positiven Kursentwicklung eine vorzeitige Tilgung vorzunehmen oder in Euro zu konvertieren.
Wer also einen Fremdwährungskredit aufnimmt und mit der Wechselkursentwicklung spekuliert, ist an einem endfälligen Darlehen mit Tilgung zum Ende der Laufzeit interessiert.
Damit zu diesem Zeitpunkt tatsächlich der Tilgungsbetrag vorhanden ist, wird er in Form von Lebensversicherungen, fondsgebundenen Lebensversicherungen oder Fondsanteilen angespart und dient den Banken als Sicherheit für den Kredit.
Fazit
Zusammengefasst muss man feststellen, dass ein Fremdwährungskredit also nicht nur ein Zinsrisiko, sondern auch ein Wechselkursrisiko birgt. Darüber hinaus besteht auch noch ein Tilgungsrisiko, falls die Absicherung durch Fondsanteile erfolgte und diese nicht den kalkulierten Ertrag erbracht haben.
Weiterhin sollte man sich darüber klar sein, dass die Kreditnebenkosten meist höher liegen als bei einem Eurokredit. So entstehen Kosten für Devisengebühren, Bearbeitungsgebühr, Kreditgebühr, Eintragungsgebühr, Kontoführungsgebühr des Fremdwährungsverrechnungskontos, Portokosten, Spekulationsgewinn und steuerliche Gesichtspunkte.
Um möglichst vom Fremdwährungskredit zu profitieren, muss man regelmäßig den Devisenmarkt beobachten sowie die Wechselkursentwicklung, um zum richtigen Zeitpunkt eine Konvertierung von CHF oder Yen in Euro vornehmen zu lassen. Allerdings gibt es die Möglichkeit, so genannte aktive Devisenschuldverwalter mit diesen Aufgaben zu betrauen – doch kostet dies bis zu 25 % der Zins- und Kursgewinne, an Verlusten sind sie nicht beteiligt. Diese Methode ist also nur sehr bedingt empfehlenswert, weil Devisenschuldverwalter keine Verluste zu befürchten haben und deshalb risikobereiter handeln.
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